Stuttgart - Marrakesch im Herbst 2015

Ende Oktober geht es auf die Reise nach Marokko.

 

Aufgrund der Entfernung möchten wir unser Mobil dort stehen lassen und mehrfach nutzen. Die Anreise erfolgt über Genua, von da mit der Fähre über Barcelona nach Tanger. Reichlich unspektakulär und, wenn man ehrlich ist, ziemlich langweilig. Die Strecke nach Genua würden wir mit verbunden Augen finden, und für die 46 Stunden auf dem Schiff benötigt man einfach reichlich Literatur.

 

Ein beschwingtes Gefühl stellt sich ein, als wir den Felsen von Gribraltar passieren, nun kann es nicht mehr weit sein.

Kurz vor Sonneuntergangen kommen wir in Tanger an. Bis die zähe Prozedur beim Zoll erledigt ist, ist es dunkel und es regnet. Wir fahren bis zum ersten Rastplatz an der Autobahn und übernachten da.

 

Am nächsten Morgen sieht es noch immer trüb aus, unser Weg führt uns aber kerzengerade gen Süden und mit jedem km wird das Wetter besser. Am Rand des Rifgebirges führt uns die Straße zu unserem ersten Ziel: Chefchauen.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Rif_(Gebirgszug)

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Chefchaouen

 

Wir genißen die Fahrt durch die wunderschöne Landschaft und erreichen Chefchauen am Nachmittag. Das Örtchen war über lange Jahre eine heilige Stadt, Ausländern war das Betreten bei Todesstrafe verboten. Das hat sich inzwischen geändert und wir sind froh darüber. In der ganzen Stadt ist so ziemlich alles, was man anstreichen kann, in blauen Tönen gehalten. Es geht, verglichen mit den später besuchten Städten, sehr gemütlich und ruhig zu. Die Altstadt ist wunderschön und der Bummel durch die vielen Gassen macht Spaß. Beim Abendessen bewahrheitet sich, was man in einem Reiseführer lesen konnte. Es ist leichter, an Haschisch zu kommen als an ein Bier. Bier gibt es in unserem Restaurant nicht, in dem wir erstmals die marokkanische Küche kosten dürfen. Dafür wird an jedem Eck Haschisch verkauft. das Rifgebirge ist das weltweit größte Anbaugebiet.

Nach ein paar entspannten Tagen machen wir uns auf Richtung Fes. Da wir es nicht eilig haben, besuchen wir noch das auf der Strecke liegende Städtchen Ouezzane.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Ouezzane

 

Im Gegensatz zu Chefchauen, das natürlich von Touristen besucht wird, sind wir an dem Tag offenbar die einzigen Fremden in der Stadt. Den Läden und Verkaufsständen merkt man an, dass sie für die einheimische Bevörlkerung da sind. Es gibt keine Souvenirs, sondern nur das, was man zum täglichen Leben benötigt. Wir lassen uns im einzigen Kaffee, in dem nicht nur Männer sitzen, nieder. Der allgegenwärige Minztee wird uns in einem klebrigen Glas gereicht. Elkes Magen braucht danach ein paar Tage, bis er sich davon erholt. Die Einheimischen merken da nichts mehr, uns Eurpäern fehlen offenbar ein paar Abwehrkräfte gegen die kleinen Tierchen.

Die Fahrt nach Fes führt uns durch eine herrliche Landschaft, wir erreichen die Millionenstadt am Nachmittag.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A8s

 

Vorbei ist es natürlich mit der Ruhe. Die Altstadt pulsiert, geschäftiges Treiben wohin man schaut. Unzählige Läden in ebenso unzähligen Gässchen, wir fragen uns, wer das alles kaufen soll. Der Bummel in der Altstadt ist toll. Beindruckend sind auch die vielen schönen Tore in der Stadtmauer. Der Königspalast soll sehr schön sein, was wir leider nicht bestätigen können. Man kommt ja nur zum Eingangstor, das streng bewacht ist. Vom Palast sieht man nichts.

 

Ein Muss ist natürlich der Besuch der alten Gerberei, in der noch immer auf sehr rustikale Weise gegerbt und gefärbt wird. Es riecht streng, Amoniak liegt in der Luft. Für die Leute, die mit der Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen, kann der Job nicht gesund sein. Teilweise stehen sie ohne Schutz in der Chemiebrühe.

 

Natürlich besuchen wir dann auch noch die Neustadt, die so ziemlich aus einer Straße besteht. Da ist man flott durch, ein paar Kaffees, ein paar wenige Läden, das war es dann. Mit der Neustadt z.B. in Tunis ist das nicht zu vergleichen. Es gibt einen Mäckes und ein supermodernes Einkaufszentrum, in dem die einkaufen, die es sich leisten können. Die Preise sind für marrokanische Verhältnisse stolz.

 

Fes wirkt nicht von ungefähr eine starke Anziehungskraft auf Reisende aus. Nach den Tagen dort wissen wir, warum das so ist.

Unser nächstes Ziel ist nur 60 km entfernt: Ifrane

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Ifrane

 

Um 1930 haben sich die Fanzosen dort so etwas wie einen Wintersportort gebaut, den schauen wir uns doch mal an. Kurvenreiche Straßen führen uns stetig bergauf, nach kurzer Fahrt erreichen wir Ifrane. Was wir gehört haben, trifft zu. Der Ort hat nichts mehr von Orient, es sieht aus wie bei uns zuhause. Die Franzosen sind gegangen, nun wird der Ort als Sommerfrische von betuchten Marokkanern, die mal der Hitze entfliehen möchten, genutzt. Und im Winter wird Ski gefahren, auch von Marokkanern, ansonsten dürfte sich niemand in die Gegend verirren.

 

Ein paar km außerhalb liegt die Vitell-Quelle. Ein schöner Weg durch Ahorn- und Pappelwälder führt zur Quelle und einige Wasserfällen. Die sind weniger spektakulär, weil es einfach an Wasser fehlt um diese Jahreszeit.

In Marrakesch wird diese Reise enden, stramme 7 1/2 Stunden Fahrt stehen an. Langsame LKW, ebensolche Mopeds, Tiere auf der Straße - richtig entspannt sind wir nicht unterwgs. Als wir ankommen, sind wir ziemlich müde.

 

Nach einer Nacht außerhalb der Stadt fahren wir zum Flughafen und stellen unser Mobil ab. Der Zoll bekommt Schlüssel und Fahrzegpapiere, ohne Stempel ist die Ausreise ohne das mitgebrachte Fahrzeug nicht möglich.

 

Wir nehmen ein Taxi und lassen uns an den Rand der Medina bringen, den Rest gehen wir zu Fuss. Wir wohnen in einem Hotel, wir haben uns einen netten Riad ausgesucht.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Marrakesch

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Marokkanischer_Riad

 

Marrakesch hat zwar auch fast eine Million Einwohner, die Altstadt sowie alle Moscheen und Paläste kann man jedoch locker zu Fuss erreichen.

 

Unbestrittenes Zentrum ist der Platz Djemma el Fna, den wir zu so ziemlich jeder Tages- oder Nachtzeit mal besucht haben.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Djemaa_el_Fna

 

Tagsüber wird gehandelt was das Zeug hält, außerdem treiben sich allerlei Gaukler herum und versuchen, das täglich Brot zu verdienen. Die Schlangenbeschwörer beschwören keine Schlangen. Rückzuck hat man so ein Ding um den Hals, was dann auch irgendwie zu bezahlen ist. Es liegen auch ein paar superfette Vipern herum, mit denen ziemlich sorglos umgegangen wird. Vermutlich wurden den Tieren die Giftzähne gezogen.

 

Nachts verwandelt sich der Platz in eine große Garküche, in der man ebenso lecker wie günstig essen kann. Und Spaß hat man auch noch dabei, so richtig ernst nimmt das alles niemand. Also ignoreren wir auch mal die Abrechnung, die uns der Wirt aufmacht und beschließen, dass ein Teil des etwas erhöht erscheinenden Betrages fürs Entertainment gedacht ist. Nächtes Mal schreiben wir auf, was wir bestellen.

 

Die Stadt ist wirklich schön, die Paläste sind grandios und mit tollen Mosaiken geschmückt. Das rege Treiben in der Medina nimmt uns gefangen und wir können uns einfach nicht satt sehen.

 

Die Tage vergehen wie im Flug und wir freuen uns schon jetzt darauf, demnächst wieder nach Marrakesch zu dürfen. 

 

In einem Forum wurde berichtet, dass der Stellplatz am Flughafen gesichert und bewacht sei. Wir können das nicht bestätigen. Wir stellen unser Fahrzeug auf einem für jeden Menschen zugänglichen Parkplatz ab. Schlüssel und Papiere geben wir dem Zoll. Nach unserer Rückkehr sollen wir gegen Angabe einer PIN alles wieder zurückbekommen. Ganz wohl ist uns nicht dabei, wir hoffen, dass wir alles so vorfinden, wie wir es verlassen haben.